Mit meinem Sohn auf den Rücken geschnallt, Kinderwagen in der Hand, stieg ich in den Zug. Mir gegenüber saß ein altes Rentner- ehepaar, das mir sehr freundlich zulächelte. Sie ist Afroamerikanerin und er weiß. Sie leben in Berlin. Sie fragten wie alt mein Sohn sei, ich antwortete. Darauf folgten einige Fragen und beide spielten freundlich mit meinem Sohn, der ihnen aufmerksam zuschaute.
Plötzlich fragte der Mann, ob ich meinem Sohn Bücher in meiner Muttersprache vorlese. Ich verneinte und sagte, dass ich keine Bücher in meiner Muttersprache habe. Allerdings würde ich ihm Bücher auf Englisch und auf Deutsch vorlesen. Seien die Charaktere schwarz, fragte er neugierig. Die Frau hörte dem Gespräch aufmerksam zu und nickte oder fügte ein leises „super” oder „toll“ hinzu. Ich antwortete, dass ich für meinen Sohn nur Bücher mit schwarzer Hauptfigur kaufe.
Ein lobendes Lächeln flog über ihre Gesichter. Dann erzählte sie, dass es, als ihre Kinder klein waren – 5 an der Zahl -, kaum Bücher mit schwarzen Charakteren gab. Sie hatten ein bis zwei Bücher, die sie sich aus den USA gekauft hatten. Sie wollten, dass ihre Kinder mit Bücher aufwachsen, die sie repräsentieren und das sei SEHR wichtig, aber leider war das damals schwer zu bekommen – geschweige auf Deutsch. Ich bekam Lob dafür, welche Bücher mein Sohn liest und, dass ist weiter so machen soll.
Kurz darauf mussten sie aussteigen. Ein super tolles, altes Ehepaar, das mir immer in Erinnerung bleiben wird.
Verfasst von: Ndey Bassine🖤